Seit ich mich erinnern kann, träumte ich eines Tages eine “Fazenda” mit einem alten Haus zu kaufen und viele, viele Kinder von der Straße zu holen und mit allen zusammen in einer Gemeinschaft zu leben, das alte Haus zu renovieren, Gemüse pflanzen, zusammen kochen, lernen und spielen.

Mit 33 Jahren kam ich nach Deutschland. Als ich Jutta und auch das Konzept der Pflege von Kindern mit Behinderung kennenlernte, fand ich für mich eine neue Aufgabe. Sie zu unterstützen und gleichzeitig eine Unterstützung für meine eigenen zwei Kinder zu finden begeisterte mich sehr. Wir kauften ein Haus mit zwei Wohnungen und teilten den Alltag. Zu Alexander kam dann Enrico und zu Enrico kam auch Jeremy.

Es wurde zunehmend eng, denn jeder brauchte viele Hilfsmitteln. Das Bad extrem klein, Jutta schlief mit beiden Kindern in einen Zimmer. Vielleicht sollten wir einen Aufzug zu meiner Wohnung im ersten Stock machen und alles umbauen? Ein Aufzug nur für uns 5 Personen? Vielleicht wollen mehr Menschen in einer Gemeinschaft leben und von einem Aufzug profitieren! – und voller Überzeugung suchte ich den Bürgermeister in Petersaurach auf und teilte ihm meine Idee mit. 2014 ein Treffen der Kommunen von der Umgebung und eins der Schwerpunkte war, neue Wohnmöglichkeiten zu schaffen. Sehr naiv und “brasilianisch” rief ich: lass es uns machen!

2015 – die Flüchtlingskrise – meine Wohnung zu groß nur für mich alleine! Ich zog in die Einliegerwohnung im Keller und eine syrische Familie mit Vater, Mutter und drei Mädchen zogen ein. Gemeinschaft und Inklusion hautnah, alltäglich! Unterstützung geben und bekommen, zusammen kochen, bei den Hausaufgaben helfen, zusammen weinen und lachen.

Gleichzeitig besuchte ich Seminare, um die Möglichkeiten für ein Wohnprojekt zu finden – und der Traum, die Gedanken, das Konzept bekamen Form und dazu die Menschen, die dies teilen wollten. Immer wieder musste ich feststellen, dass die Vision auch andere Formen bekommen muss, damit sie tragfähig bleibt – eins der großen Wandlungen war der Abschied von Genossenschaft oder GmbH & Co.KG und schließlich die Gründung einer GbR – die Möglichkeit diese Vision zu realisieren.

Wie wollen wir leben? Eine Frage die allgegenwärtig in der Gesellschaft ist! Viele Menschen wollen im Alter nicht alleine leben! Viele Menschen wollen Unterstützung für andere sein und diese auch, wenn nötig, bekommen! Viele Menschen wollen Begegnung und Gemeinschaft im Alltag! Viele Menschen wollen ein Beitrag zur Inklusion und Teilhabe sein und diese ermöglichen!

Ab da war es nicht mehr meine Vision, sondern unsere Vision, unser Konzept, unser Projekt. So Manches haben wir durchgemacht, so Manches hat uns zusammengeschweißt, so Manches hat uns Kraft und Mut gekostet. Heute haben wir das Grundstück, einen Bauplan, die Baugenehmigung und sind eine Baugruppe, die immer noch die gleiche Vision hat. Ein Einblick in unsere Geschichte, wer wir sind und was wir schon erreicht haben, kann man auf der Website des LebensRaum Petersaurach e.V. gut bekommen.

„LebensRäume Petersaurach“ ist die Vision eines generationenübergreifenden, inklusiven Wohnens, in dem ein Ort geschaffen wird für Unterstützung, Gemeinschaft und Inklusion, auch mit und in der Gemeinde Petersaurach. Wir haben viele Ideen und Vorhaben, wir haben viel Energie und Kraft, wir haben Durchhaltevermögen und Zuversicht, wir brauchen aber noch Geld für die barrierefreie Außenanlage und für den Gemeinschaftsraum, um das Projekt realisieren zu können.